Utopie des Erlösers

 
Utopie des Erlösers
 
Händels „Messias“ in St. Anton

Von Manfred engelhardt

Sein Opernschaffen wollte nicht in die materielle Erfolgsspur führen. Doch dann kam der „Messias“, auch in pekuniärer Hinsicht. Georg Friedrich Händels Oratorium, 1742 in Dublin uraufgeführt, wurde vom Publikum gestürmt, und – alle Einnahmen übergab Händel zu wohltätigen Zwecken. Die Klänge der christlich-jüdischen Utopie eines kommenden Erlösers trafen den Nerv. Das war am Sonntag auch in St. Anton zu spüren. Der Choro d’Arte und das Orchester La Banda unter Stefan Nerf hinterließen ein beeindrucktes Publikum.

In drei Teilen verbindet sich der irdische Weg Jesu Christi zu einem spirituellen, irdisch-idyllischen, dramatischen Klangbild einer Welt-Utopie – sein Erscheinen als Hoffnung, Leiden und Martertod, die Auferstehung. Das Panorama ineinander verschlungener Chöre, solistischer Passagen und der musikalischen Bühne des Orchesters präsentierten die Künstler als kontrastreiches Erlebnis.

Die vier Solisten, junge, schon erfolgreiche Sänger, drei aus der Augsburger Region, imponierten durch stilsichere Präsenz. Susanne Kapfer formte mit ihrem unangestrengt modellierenden Sopran die lyrischen Passagen der Hoffnung („Und der Engel sprach zu ihnen“) und perlende Koloraturen („Wohlauf, frohlocke“). Theresa Holzhauser verfügt über einen samtigen, dunkel in den Alt gleitenden Mezzo, still leuchtend oder dramatisch bewegt („Er ward verachtet“). Tenor Roman Payer zeigte geschmeidig kontrollierte Passion („Du zerschlägst sie mit dem Eisenzepter“). Auch wenn Christian Wester weniger den tief bebenden Ausbruch zelebriert („Warum denn rasen“), so hat sein intelligent geführter Bass doch charismatische Qualitäten.

Stefan Nerf führte seinen hervorragend einstudierten Choro d’Arte sicher durch den englischen Originaltext, Wucht und Transparenz hatten eine schöne Balance. Was La Banda mit ihren historischen Instrumenten an ungewöhnlichem Farbreichtum und pointierter Präzision entfaltete, ließ Händels geniales Werk leuchten.

 

Dienstag, 12. 11. 2019 augsburger-allgemeine.de

 

 

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