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Chorgemeinschaft St.Anton, Choro d’Arte in einem Block-Beitrag vom Augsburger Allgemeine

Chorgemeinschaft und  Choro d’Arte und die „Harmoniemesse“

 

Stünde ein Weltkulturerbe der Musik zur Debatte, müssten Haydns sechs späte Messen als grandiose Sakralmusik dort ihren angestammten Platz finden. Joseph Haydn glücke hier, so schreibt es der Musikwissenschaftler Matthias Henke, ein geistiger Hattrick.

Haydn übertragt sein sinfonisches Potenzial auf diese Messen. Darüber hinaus gelingt es ihm, den Anlass dieser Hochamts-Festivität, den Namenstag der Fürstin Esterházy, spirituell zu überhöhen und gleichzeitig sakral zu vertiefen. Nicht zuletzt wahrt diese Sakralsinfonik den liturgischen Rahmen.

Heutzutage ist Haydns letztes Hochamt selten zu hören – und so zeichnet es den Leiter Stefan Nerf aus, dass er den Choro d’Arte, die Chorgemeinschaft sowie das Orchester St. Anton und mehrere Solisten zu einem homogenen Klangkörper geformt hat, der die „Harmoniemesse“ in ihrer sakralen Essenz interpretiert hat.

Haydns Ideen wie Einfälle faszinierten: die Virtuosität zwischen homo- und polyfoner Setzweise, vom Chor nahezu übergangslos gemeistert, die Binnendifferenzierung zwischen dem trefflichen Solistenquartett und dem flächigen Chorgesang, jene seltene Ausgewogenheit zwischen klangvoll reichem Orchestersatz und stattlichem Sängeraufgebot.


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So gewann diese Messe facettenreich und in sich geschlossen Kontur: Das Kyrie-Profil zwischen großem Chor, kleinem Chor sowie den Solisten entfaltete nuanciert seine Ausdruckstiefe. Voll schlug Haydns optimistischer Ton im Gloria durch, fröhlich klang das unterlegte Bläserkonzert im Laudamus-Teil, während im „Gratias“ die Solisten, chorisch reflektiert, im Fokus standen. Altistin Henrike Paede begann sehr dezent, wurde anschließend von Sophia Brommers Sopran-Leuchtkraft hell überstrahlt, Thomas Bertossi behauptete sich mit tenoraler Präsenz, während Maximilian Lika als Bass das „Suscipe“ erdete.

Wie später bei Beethoven besticht bereits in der „Harmoniemesse“ die kühne kontrastreiche Gestaltung: da ergreifend innig das solistisch ausgelotete „passus et sepultus est“, darauf der Vivace-Impetus der Auferstehung. Die solistisch fein abgetönte Adagio-Reflexion des Agnus Dei wies lyrisch abgetönt nach innen. Dort jedoch weckten Signal-Akzente zu Beginn wie extreme Harmonik am Ende des „Dona nobis“ geballte Appellkraft. Unberechenbar dieser Haydn!

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